Kaninchen

kaninchen1Heimat und Geschichte
Die Kaninchen stammen vom Europäischen Wildkaninchen ab. Vor 1000 Jahren wurden sie von französischen Mönchen erstmals in Gefangenschaft gezüchtet.
Auch in der Römerzeit wurden es in sogenannten Leporarien gehalten und zur Fleischgewinnung vermehrt.
kaninchen2Verschiedene Farben gibt es erst seit 400 Jahren.
Feldhasen (Lepus europaeus) gehören wie die Kaninchen (Oryctolagus cuniculus) zu den
Hasenartigen und nicht zu den Nagetieren, wie oft fälschlich angenommen wird. Beide
haben mit den Nagern nur eine oberflächliche Ähnlichkeit durch die Art ihrer Nahrungsaufnahme und die zeitlebens nachwachsenden Nagezähne. Im Gegensatz zu den Nagetieren kaninchen3bewegen die Hasenartigen beim Kauen die Kiefer auch seitlich, und hinter den oberen Schneidezähnen sitzen noch sog. Stiftzähne. Ihre Vorderfüße können sie nicht als Greifwerkzeuge benutzen. Fossile Schädel- und Gebissfunde zeigen, dass sich Hasen und Nagetiere unterschiedlich entwickelt haben.

Unterbringung
Als Heimtiere gehaltene Kaninchen werden üblicherweise in einem käuflichen Käfig gehalten, der möglichst groß sein sollte. Damit das Kaninchen sein Bedürfnis nach Bewegung befriedigen kann, braucht es aber auch täglich Auslauf im Zimmer - möglichst unter Aufsicht - da sie gerne Möbel, Teppiche und Stromkabel anknabbern und dadurch sich selbst und ihrem Besitzer viel Schaden zufügen können. Als Käfigeinstreu verwendet man meist Hobelspäne und Heu oder Stroh.
Von Natur aus sind Kaninchen Höhlenbewohner, daher sollten Sie ein oder zwei Schlafhäuschen in das neue Heim stellen. Sitzbretter - auf halber Höhe des Käfigs angebracht - werden als Abwechslung gern von den Tieren angenommen. Am besten eignen sich Fertighäuschen und Liegebretter aus unbehandeltem Sperrholz oder Kiefernholz.
Die Bodenwanne sollte ausreichend hoch sein, um ein Herausfallen der Streu zu verhindern (Scharren).
Für Heu oder Grünfutter bringt man eine passende Raufe an. Einige Hersteller bieten Behausungen mit einer Außenraufe an. Diese haben gleich mehrere Vorteile. Man kann von außen füttern und die Tiere können sich nicht auf das Heu oder Grünfutter legen.
Zur Ausstattung des Kaninchenheimes gehören von Anfang an auch einige Äste zum Knabbern, z.B. ungespritzte Obstgehölze, Nussbaumäste oder Haselgehölze. Damit stillt man das so wichtige Nagebedürfnis. Die ständig nachwachsenden Schneidezähne des Tieres werden auf diese Weise kurz und scharf gehalten, was unter anderen für die Nahrungsaufnahme von großer Bedeutung ist.
Der Käfig sollte mindestens einen Meter lang sein, ein Schlafhäuschen (bei 2 Tieren ein zusätzliches), eine Kleintiertränke, einen Mineralstein und eine Keramikschale für die Körnermischung besitzen.
Als Einstreu hat sich weiches Stroh bewährt. Der Käfig sollte an einem ruhigen Ort aufgestellt werden, wo es keine Temperaturschwankungen und Zugluft gibt.

Beim Kauf zu beachten
Wer sich Kaninchen anschafft, sollte unbedingt daran denken, das ein Pärchen zusammen schnell Nachkommen schaffen kann, die schließlich ernährt und untergebracht werden müssen. Für Kinder ist es äußerst lehrreich, zu beobachten, wie die Nachkommenschaft gezeugt, geboren und aufgezogen wird. Sie bekommen hier auf natürliche Weise die ersten Eindrücke von den biologischen Abläufen des Lebens. Sie lernen Probleme der Paarung, Fortpflanzung, Brutpflege und Vererbungsvorgänge kennen.
In Tierhandlungen werden Zwergkaninchen und Kreuzungen zwischen Zwerg- und kleinen Rassen verkauft. Sie können also ziemlich sicher sein, dass das Tier nicht zu einem Riesen heranwächst, dem jeder Käfig zu klein ist. Schwankungen in der Körpergröße kommen allerdings schon vor, z.B.. die Widderkaninchen werden meist etwas größer als die Stehohrigen.
Die Tiere werden üblicherweise im Alter zwischen 4–8 Wochen verkauft. In diesem Alter ist die Geschlechtsbestimmung aber noch sehr schwierig und so kann es vorkommen, dass man einen Rammler erwirbt, obwohl man eigentlich eine Häsin haben wollte. Solche Irrtümer können unangenehm werden, wenn man zwei Weibchen haben wollte und dann versehentlich ein Pärchen bekommt. Um eine „Kaninchenpopulationsexplosion" zu verhindern, muss man den Rammler kastrieren lassen. Eine Kastration hilft auch meist gegen das von geschlechtsreifen Rammlern praktizierte Harnmarkieren. Abgesehen von diesem Harnverspritzen werden Kaninchen meist von selbst stubenrein.

Futter
Kaninchen können große Futtermengen verzehren und auch rohfaserreiche Futtermittel verwerten. Als Grundfutter und zur Beschäftigung eignet sich älteres, trockenes Heu und eiweißreiches Belüftungsheu. Vor allem frisches, ungelagertes Heu können zu Verdauungsstörungen führen. Kaninchen sind dankbar für die Verabreichung von Zweigen, Stroh und trockenem Brot.
Bei der Ernährung sollte auch genau darauf geachtet werden, dass die Nagezähne genügend Möglichkeiten finden, sich entsprechend abzunutzen. Besonders geeignet sind "Nager-Kräcker" als Fertigfutter, aber auch frische Zweige, rohe Karotten und ähnliches.
Das Hauptfutter für ein Kaninchen ist gutes Heu, das am besten aus einer Heuraufe gefüttert wird, um eine Verschmutzung durch Harn und Kot zu vermeiden. Gutes Heu erkennen Sie am aromatischen, typischen Heugeruch, an seiner grünlich-braunen Farbe und daran, dass nicht nur grobe Stängel, sondern auch Halme und Kräuter vorhanden sind. Nehmen Sie Abstand vom Kauf eines Heues, das verschimmelt, muffig oder fade riecht, Farbveränderungen aufweist oder wie Stroh aussieht. Neben Heu darf das Kaninchen verschiedenstes Gemüse fressen. (z.B. Gurken, Paradeiser, Karotten, Paprika, Salatblätter, Chinakohl, kleine Mengen von Kohlrabi und Kohl, sowie im Sommer ev. Löwenzahnblätter). Als Leckerbissen dürfen sie kleine Mengen Obst fressen (keine Birnen und Zwetschken, da diese sehr stark blähen). Die in Tierhandlungen käuflichen Getreidemischungen sollten nur einen ganz kleinen Teil der Futterration ausmachen. Pro Tier und Tag reichen 1-1,5 EL völlig aus. Zum knabbern reicht man trockenes, schimmelfreies Brot oder Zweige von Birken oder Obstbäumen.
Kaninchen benötigen auch immer frisches Trinkwasser! Gut geeignet sind spezielle Tränkeflaschen für Nager, die man bequem am Käfiggitter befestigen kann. Solche Flaschen werden im Tierbedarfshandel um wenig Geld angeboten.

Sozialverhalten
Hoppeln, Graben, Nagen, Sozialkontakt und Verstecken gehören dazu! Wenn Gehege öfters verstellt werden, vermeiden Sie die Grabtätigkeit der Kaninchen.
Im Gegensatz zu Hasen, die als ausgesprochene Einzelgänger gelten, leben Kaninchen in der freien Natur in Rudeln. An der Spitze steht der Rudelführer, der die Weidegründe auswählt und die Meute gegen fremde Artgenossen verteidigt. Die Grenzen seines Reviers markiert er mit Hilfe von Geruchsdrüsen an seinem Kinn, also nicht mit Urin wie etwa der Hund.
Die einzelnen Rudelmitglieder erkennen sich untereinander an ihrem individuellen Geruch.
Während das oberste männliche Wildkaninchen die Weidegründe beherrscht, regiert zu Hause das ranghöchste Weibchen. Sie sucht den Bau aus und zieht die Jungen groß. Wenn Kaninchenböcke einmal aus dem Bau vertrieben worden sind, also aus der Rudelgemeinschaft, dann müssen sie so lange suchen, bis sie irgendwo ein Weibchen gefunden haben, das ihnen einen neuen Bau gräbt. Doch diese Suche dauert Tage oder Wochen und ist meist mit vielen Gefahren verbunden.
Das Vergesellschaften mit Meerschweinchen ist jedoch in der Regel unproblematisch.
Zwergkaninchen werden 1 bis 1,5 kg schwer, haben eine breite Stirn und kurze Ohren.

Eigenschaften
Auch Kaninchen sind tagaktive Nagetiere. Sie können bei entsprechender Pflege sehr zahm und sogar " stubenrein " werden. Sie sind etwas robuster als Meerschweinchen und lassen sich gern streicheln. Für die Wohnungshaltung sind Zwergkaninchen oder kleinere Rassen gut geeignet.

Pflege

Rassen und Farbenvielfalt
Die Farbenpracht, wie sie heute bei den Zwerg-Kaninchen anzutreffen ist, finden wir bei den Wildformen nicht. Denn hier ist die Fellfarbe ein wichtiger Schutz gegen Feinde wie Bussard oder Fuchs. Diese Anpassungsfähigkeit der sogenannten Tarnfarbe an die Umwelt findet man bei vielen Tierarten.
Der Größe nach lassen sich die Kaninchenrassen in Riesenrassen, große Rassen, kleine Rassen und Zwergrassen einteilen. Auch die Haarlänge dient als Rassemerkmal. Neben den „Normalhaarigen" gibt es „Kurzhaarige" (die sogenannten Rexkaninchen) und Tiere mit langem Haar (Angora). Rassen mit Hängeohren werden Widderkaninchen genannt.

Fortpflanzung
Die Tragzeit der Kaninchen dauert 31 Tage. Das Muttertier baut ein paar Tage vor der Geburt ein Nest. Dazu rupft sie sich die Haare von der Brust. Normalerweise kommen zwischen 4 bis 14 Junge auf die Welt. Diese sind aber nackt und blind. Nach etwa 3 Wochen beginnen sie das Nest zu verlassen. Die Jungen säugen während circa 8 bis 10 Wochen. Solange die Jungen im Nest sind, säugt das Muttertier die Jungen während der Nacht.
Erst wenn das Weibchen brünstig ist, scheint sie von dem Rammler Notiz zu nehmen. Lässt sie sich von ihm jagen, um sich dann in wenigen Minuten mehrmals mit ihm zu paaren.
Vier bis fünf Würfe kann ein Kaninchenweibchen in einem Jahr zur Welt bringen. Den Nachwuchs zieht die Mutter in einem Seitenteil des unterirdischen Baues auf. Vorsichtshalber wird dieser Seitenteil von ihr verschüttet, damit keine Frettchen oder andere Feinde dort eindringen können.
Selbst der Vater hat keinen Zutritt; offensichtlich misstraut die Kaninchenmutter auch ihm. Einmal am Tag gräbt sie sich zu ihren Jungen durch, um diese zu säugen. Der Vater wird nur als Beschützer des Reviers und des Kaninchenbaus akzeptiert.
Nach vier Wochen verlassen die Nachkommen, die übrigens bis zum zehnten Lebenstag überhaupt nichts sehen können, den Bau und beginnen zu grasen. Die Kaninchenmutter aber kann sich schon zwei Tage nach der Geburt wieder paaren. Das erklärt auch die schon sprichwörtliche Vermehrungsfähigkeit.
Ist Nachwuchs gewünscht, bringt man die Häsin in die Behausung des Rammlers. Ist sie aufnahmebereit, ist innerhalb kürzester Zeit alles vorbei. Erfolgt die Deckung nicht, wiederholt man den Vorgang nochmals zu einem späteren Zeitpunkt.

Sinnesorgane
Ähnlich wie beim Hasen sind vor allem der Geruchs- und Gehörsinn sehr fein ausgebildet.
Die Augen der Kaninchen sind weniger gut und nehmen in erster Linie Bewegungen wahr. Dafür haben diese Tiere aber einen besonders empfindsamen Tastsinn in Form von langen Haaren beiderseits der Schnauze.
Kaninchen haben einen ausgezeichneten Geruchssinn und erkennen so ihre Besitzer. Deshalb sollte man sein Tier immer an der Hand riechen lassen, bevor man es hoch hebt und aus dem Käfig nimmt.

Lebenserwartung
Die Lebenserwartung der Kaninchen ist 8 bis 13 Jahre. Dazu müssen sie sich allerdings viel bewegen können und in entsprechend großen Gehegen hausen.

Kot
Kaninchen haben 2 Sorten von Kot:
Einerseits: die allseits bekannten harten und trockenen Kotkügelchen.
Andererseits: den sogenannten Blinddarmkot (Caecotrophe).
Da dieser Blinddarmkot wichtige Nährstoffe und Vitamine enthält, wird er normalerweise sofort vom Kaninchen gefressen. Manchmal jedoch findet man nicht sofort verzehrten Blinddarmkot im Käfig und sollte ihn nicht mit Durchfall verwechseln.
Die Caecotrophe besteht aus mit Schleim überzogenen, weichen Kotbällchen, die traubenartig angeordnet sind und intensiv riechen.

Auslauf
Will man es im Zimmer frei laufen lassen, sollte man es ständig beaufsichtigen, da sonst alle möglichen Gegenstände angenagt werden.
Durch das Aufstellen einer Schale mit Katzenstreu und einigen Kotkügelchen zeigt man dem Tier, wo die Kotablage gewünscht ist. Hat das Kaninchen erkannt, wo sein Klo ist, gibt es keine unangenehmen Überraschungen mehr.
Hat man die Möglichkeit, sein Tier im Sommer in ein Freigehege zu übersiedeln, benötigt man einen befestigten Boden, damit es sich nicht durchgraben kann. Auch nach oben hin muss das Gehege mit Gittern versehen sein (Schutz gegen Raubtiere).

Krankheiten

Tipps zum Einnehmen von Medikamenten
Zur oralen Eingabe von flüssigen Medikamenten benutzt man am besten eine Fertigspritze von 0,2ml, aus der die Nadel entfernt wurde. Die Spritze wird in den Mundwinkel des Kaninchens eingeführt und so kann man kann das Medikament genau dosiert verabreichen.

Sonstiges
Kaninchen grasen normalerweise nachts. Tagsüber ruhen sie sich in ihrem Bau aus. Das Gebiss besitzt oben und unten je zwei lange starke Schneidezähne, die zum Nagen dienen. Hinter diesen großen Nagezähnen sind noch zwei kleine Schneidezähne und nach einergroßen Lücke finden wir dann die Backenzähne. Mit diesem Gebiss zernagen und zerreiben Kaninchen ihre hauptsächlich pflanzliche Kost, die vorwiegend aus frischen Gräsern, Baumrinden, Kräutern, Heu, Rüben und Kohl besteht. Für die Verdauung sorgt unter anderem ein verhältnismäßig großer Blindarm.
Doch Kaninchen kauen und verdauen nicht so gründlich wie die Wiederkäuer. Stattdessen nehmen sie einen Teil ihres Kots gleich nach der Verdauung wieder vom After ab und verzehren ihn erneut. Obgleich das sicherlich kein appetitlicher Anblich ist, dürfen die kleinen Nager nicht daran gehindert werden. Sie nehmen auf diese Weise wichtige Bakterien und Eiweiß auf.
Das Vergesellschaften mit Meerschweinchen ist jedoch in der Regel unproblematisch.